Welten, was für ein Wort. Welten sind nah und fern und auch ganz bei uns. Sie sind außen, und sie sind innen und zumeist geht das Innere in das Äußere über. Welten, das sind wir alle und was wir sehen. Die Augen sind die Fenster zur Seele, hat Hildegard von Bingen einmal gesagt. Johanns Augen lassen die Welt und die Welten hineinströmen. Es können Landschaften sein und Tische, Bergkuppen und Straßenschluchten. Johann, der Künstler, transformiert und wandelt Welt und Welten. Seine Bilder, Hunderte, über die Jahrzehnte entstanden, erzählen von dieser Magie der Verwandlung.
Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten;
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen;
Denn was innen das ist außen.
So ergreifet ohne Säumnis
Heilig öffentlich Geheimnis.
Freuet euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles:
Kein Lebendiges ist ein Eins,
Immer ist‘s ein Vieles.
DIE AUSSTELLUNG
Unter dem Titel „Welten. Eine Reise nach Epirrhema“ zeigte die Ausstellung in der documenta Halle eine Retrospektive mit Werken des in Kassel und Grizzana (Italien) lebenden Künstlers Johann Rosenboom. Im Fokus standen dabei Landschaften und Interieurs, Stillleben und Figürliches. Ergänzt wurde dies durch Naturstudien und Surreales aus den frühen Jahren und durch Skizzenbücher des Künstlers, der immer wieder in die fernsten Länder der Welt gereist ist, um die Farben und das Licht ganz neu und anders zu sehen. Mannigfaltigen Selbstporträts Rosenbooms, in über fünfzig Jahren entstanden, wurde in der Ausstellung ein besonderer Schwerpunkt eingeräumt: Bild an Bild reiht sich zum „Johann Fries“.
Der Künstler zeigt sich stets als ein Suchender, der das Äußere mit dem Inneren verbindet. Der Untertitel der Ausstellung „Reise nach Epirrhema“ verweist dabei auf ein Goethe-Zitat: „Nichts ist drinnen, nichts ist draußen; Denn was innen das ist außen“.
Die verschiedenen Arbeitsweisen wie Malerei in Öl, Tempera und Aquarell, Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien sowie Skizzen- und Künstlerbücher lassen in der Ausstellung „Welten“ eine in Themen, Stilen und Darstellungsformen reiche Künstlerpersönlichkeit deutlich werden. Gerade im Verzicht eines wie immer gearteten, über die Jahre und die Jahrzehnte festgeschriebenen Stils bildet sich sein Oeuvre. Fast scheint es so, als ob Johann
Rosenboom damit einer routiniert eingeschliffenen Vollendung und einer sich einstellenden Glätte entgegenwirken will.
Eine künstlerische Herausforderung wurde so auch für ihn das in Italien entstandene Projekt „Un Segno per Monte Sole“, in dem er in puristischen Radierungen das „Massaker von Monte Sole“ aus dem Jahr 1944 zurück in die Jetztzeit holte: Ein Zeichen, um nicht zu vergessen und für die Ausstellungsmacher Anlass genug, um zu diesem Thema auch ein erinnerungspolitisches Begleitprogramm anzubieten. So fügt sich in der Ausstellung Dunkles und Helles zusammen. Es sind unsere Welten.
Der Veranstalter
Ziel des veranstaltenden Vereins „Präsentation zeitgenös sischer Kunst e. V.“ ist die „selbstlose Förderung von Kunst und Kultur“. Konkret will der Verein bei der Organisation von Kunstausstellungen mit Rat, aber auch finanzieller Unterstüt zung Kunstschaffenden zur Seite stehen. Der Verein sieht seine besondere Aufgabe darin, den Zugang zu zeitgenössischer Kunst durch jeweils spezifische Programme zu erweitern, insbesondere im Hinblick auf gesellschaftspolitische Themen, die die Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken ansprechen.
Vorstand des Vereins: Hans Brinckmann und Juliane Sattler-Iffert.
Weimersgasse 23 – 34130 Kassel
Der Kurator
Milen Krastev war der Kurator der Ausstellung. Geboren in Bulgarien lebt und arbeitet er seit 1999 in Kassel. Nach dem Studium der Kulturwissenschaft und der Freien Kunst kuratiert er in Kassel Ausstellungen, wie „NoPression – Urs Lüthi und 64 Absolventen“ oder die Jubiläumsausstellung „25 Jahre Kasseler Kunstpreis“. Er war künstlerischer Leiter des Contemporary Art Festivals „Product“ in Varna. Seit 2008 führt er die mit dem Kulturförderpreis der Stadt Kassel ausgezeichnete Galerie Coucou. Milen Krastev war Vorstandsmitglied im Kasseler Kunstverein und ist im Stiftungsrat der Dr. Wolfgang Zippel Stiftung in Kassel.
ERÖFFNUNG
Sonntag, 29. August 2021, 11.00 Uhr
Hans Brinckmann
Begrüßung
Susanne Völker
Kulturdezernentin der Stadt Kassel
Alles für die Kunst – Kultur als gemeinsame Aufgabe
Georg Imdahl, Düsseldorf
Johann Rosenboom und die Erinnerung an Monte Sole
Milen Krastev, Kurator
Einführung in die Ausstellung
Ernst Dieter Lantermann, Kassel
Ein Wort über Johann Rosenboom
Video Rundgang
WELTEN – EINE REISE
Johann Rosenboom
Oktogon Verlag
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
ISBN: 978–3981773538
35.- EURO
Zu erwerben auch bei:
Präsentation zeitgenössischer Kunst e. V.
Hans Brinckmann und Juliane Sattler-Iffert
Weimersgasse 23 | 34130 Kassel