Mas­sak­er 1944
Dun­stiger Berg, 2008. Tuscheze­ich­nung auf Papi­er, 15 x 15 cm

Das Massaker von Monte Sole 1944

 
Karl Bach­sleit­er
Im Jahr 1943 änderten sich die Beziehun­gen zwis­chen Ital­ien und Deutsch­land – bis dahin poli­tis­che, mil­itärische und ide­ol­o­gis­che Verbündete – grundle­gend. Als Reak­tion auf die mil­itärischen Nieder­la­gen der ital­ienis­chen Armee und die steigende Unzufrieden­heit der ital­ienis­chen Bevölkerung set­zte König Vit­to­rio Emanuele III. am 25.7. Mus­soli­ni als Regierungschef ab und am 3.9. schloss sein Nach­fol­ger Marschall Pietro Badoglio einen Waf­fen­still­stand mit den west­lichen Alliierten.

Das nation­al­sozial­is­tis­che Deutsch­land reagierte schnell: Sofort über­nah­men deutsche Trup­pen die Kon­trolle in Nord- und Mit­telital­ien, ent­waffneten die ital­ienis­chen Sol­dat­en und set­zten etwa 600.000 bis 650.000 Mann gefan­gen, die sie als Zwangsar­beit­er bzw. Mil­itärin­ternierte nach Deutsch­land ver­bracht­en. Der Sta­tus als Kriegs­ge­fan­gene und damit ein wenig­stens rel­a­tiv­er Schutz durch die Gen­fer Kon­ven­tion und das Inter­na­tionale Rote Kreuz wurde ihnen ver­weigert. Vor diesem Hin­ter­grund erk­lärt und legit­imiert sich die Entste­hung der Resisten­za, der Wider­stands­be­we­gung der Par­ti­sa­nen gegen die deutsche Besatzung und gegen die mit ihr kol­la­bori­erende faschis­tis­che Repub­lik von Salò, die am 15.9.1943 im Bere­ich der deutschen Besatzung mit Mus­soli­ni an der Spitze gegrün­det wurde. Insofern trägt der Par­ti­sa­nenkrieg einen Dop­pelcharak­ter: Er ist sowohl nationaler Befreiungskrieg als auch inner­i­tal­ienis­ch­er Bürgerkrieg.

Die Bru­tal­ität und Rück­sicht­slosigkeit der deutschen Besatzung bzw. Kriegs­führung illus­tri­eren Befehle des Oberkom­man­dos der Wehrma­cht (OKW). So der vom 12.9.1943: «Auf Befehl des Führers ist mit ital­ienis­chen Trup­pen­teilen, die ihre Waf­fen in die Hände von Auf­ständis­chen haben fall­en lassen oder über­haupt mit Auf­ständis­chen gemein­same Sache gemacht haben, nach der Gefan­gen­nahme wie fol­gt zu ver­fahren: 1. Die Offiziere sind stan­drechtlich zu erschießen. 2. Uffz. (Unterof­fiziere, K.B.) und Mannschaften sind unmit­tel­bar, unter möglich­ster Umge­hung des Trans­portweges durch das Reich nach dem Osten (…) zum Arbeit­sein­satz zu verbringen.»

Sechs Tage später, am 18.9.1943, ord­net das OKW an: «Bei der Durch­führung der befohle­nen Rück­zugs­be­we­gun­gen in Ital­ien ist (…) im größten Maße von Zer­störun­gen aller Art Gebrauch zu machen. (…) In erster Lin­ie sind alle Ein­rich­tun­gen der Energiewirtschaft (…) daneben die Werke der Eisen- und Met­all­gewin­nung (…) sowie die Indus­triebe­triebe für Kriegs­geräte­fer­ti­gung zu ver­nicht­en. Die Zer­störung ist in jedem Fall dann vorzunehmen, wenn es nicht möglich ist, wertvolle Maschi­nen, Fab­rikate und Rohstoffe zurück­zuführen. (…) Es muss angestrebt wer­den, die wehrfähige Bevölkerung in das Gebi­et der Heeres­gruppe B (Ober­i­tal­ien, K.B.) abzu­trans­portieren. Hierzu sind alle Trans­port­mit­tel, im Not­fall auch Fuß­marsch auszunutzen. (…) Es muss erwartet wer­den, dass die ver­ant­wortlichen Befehlshaber aller Grade ohne jede Scho­nung und Rück­sicht die Räu­mung und Zer­störung mit größter Energie durch­führen, einge­denk des beispiel­losen Ver­rates und der Opfer an deutschen Sol­dat­en, die uns dieser Ver­rat kostet. Die Schädi­gung des Fein­des muss daher über aller men­schlichen Rück­sicht stehen (…)»

Gen­er­alfeld­marschall Albert Kessel­ring, seit Herb­st 1943 Ober­be­fehlshaber der Wehrma­cht in Ital­ien, ver­schärft am 7. April 1944 noch den Ton der Befehle:
«Den Ban­den wird mit plan­mäßi­gen Unternehmungen ent­ge­genge­treten wer­den. (…) Tatkräftiges, entschlossenes und schnelles Han­deln ist erstes Gebot. Schlappe und unentschlossene Führer werde ich zur Rechen­schaft ziehen, da sie die Sicher­heit ihrer unter­stell­ten Truppe und die Achtung vor der deutschen Wehrma­cht gefährden. Zu schar­fes Durch­greifen wird bei der derzeit­i­gen Lage niemals Grund zu ein­er Strafe sein. (…) Bei Über­fällen ist sofort die Umge­bung des Tatortes abzus­per­ren; sämtliche in der Nähe befind­lichen Zivilis­ten sind ohne Unter­schied des Standes und der Per­son festzunehmen. Bei beson­ders schw­eren Über­fällen kann auch ein sofor­tiges Nieder­bren­nen der Häuser, aus denen geschossen wurde, in Frage kommen (…)»


Car­lo Gen­tile schätzt, dass etwa «10.000 Zivilis­ten (…) bei Mas­sak­ern in Dör­fern, bei Geisel­er­schießun­gen und anderen Tötung­shand­lun­gen über­wiegend durch die Hand deutsch­er Sol­dat­en getötet» wur­den. Min­destens 70.000 bis 80.000 Men­schen sind im Par­ti­sa­nenkrieg in Ital­ien zu Tode gekommen.

Beson­ders wüteten Waf­fen-SS und Wehrma­cht in den Dör­fern und Weil­ern am Monte Sole, nahe der südlich von Bologna gele­ge­nen Kle­in­stadt Marz­abot­to. Im Früh­jahr 1944 wird dort eine Par­ti­sa­nen­gruppe aufge­baut, die Brigade «Stel­la Rossa». Ihr Kom­man­dant ist der 30-jährige Mario Musole­si, ein ehe­ma­liger Unterof­fizier der ital­ienis­chen Armee, genan­nt «Lupo» (Wolf). Ende Sep­tem­ber 1944 sind die Alli­ierten auf ihrem Vor­marsch bis auf wenige Kilo­me­ter an den Monte Sole und die nahe­liegen­den Gemein­den Marz­abot­to, Griz­zana und Monzuno herangekom­men. Um der bei einem alli­ierten Durch­bruch dro­hen­den Verbindung mit den Par­ti­sa­nen zuvorzukom­men, befiehlt der Kom­man­deur der 16. SS-Panz­er­grenadier­di­vi­sion «Reichs­führer-SS Gen­er­alleut­nant Max Simon die Ver­nich­tung der Brigade. Mit der Durch­führung des Unternehmens wird der Major der Waf­fen- SS Wal­ter Red­er betraut. Am 29. Sep­tem­ber 1944 greift ein gemis­chter Ver­band aus Waf­fen-SS und Wehrma­cht­sein­heit­en an, unter­stützt von ort­skundi­gen ital­ienis­chen Faschisten.

Noch am sel­ben Tag wer­den die Par­ti­sa­nen besiegt. Einige kön­nen vor der Über­ma­cht der deutschen Trup­pen fliehen. Damit war die Aktion von Wehrma­cht und Waf­fen-SS aber nicht zu Ende.» Unter Ein­beziehung von Zeitzeugenerinnerungen6 schildert Friedrich Andrae die Ereignisse im Dorf Casaglia, wo die ersten deutschen Sol­dat­en am 29. Sep­tem­ber gegen 9 Uhr ankom­men: «Aus den kleinen Weil­ern im Kampfge­bi­et am Monte Sole, aus San Mar­ti­no und Sper­ti­cano fliehen Frauen, Kinder und alte Leute nach Casaglia; in der Kirche dort wäh­nen sie sich in Sicher­heit. Wie ander­norts Kirchen keinen Schutz vor den Deutschen geboten haben, so ist auch die Kirche St. Maria Assun­ta in Casaglia jet­zt kein Ort des Friedens. Die here­in­stür­menden Deutschen erschießen zuerst den Pfar­rer Don Ubal­do Mar­chioni, der sich ihnen ohne Waf­fen in den Weg stellt, dann treiben sie die übri­gen hin­aus auf den Fried­hof, eine gelähmte Frau wird drin­nen in ihrem Roll­stuhl umge­bracht. Zwis­chen den Gräbern und an der Fried­hof­s­mauer zusam­mengetrieben, wer­den 147 Per­so­n­en aus 28 Fam­i­lien, darunter 50 Kinder, mit Maschi­nenkara­bin­ern und Hand­granat­en niedergemet­zelt. Das Mas­sak­er über­leben nur wenige, etwa die fün­fzehn­jährige schw­erver­let­zte Lidia Pironi, geschützt durch die über sie gestürzten Toten. Die achtzehn­jährige Ele­na Rug­geri kann entkom­men und sich in den Wald ret­ten, von wo sie das grausige Geschehen mitan­sieht. Bei­de sind Tatzeu­gen wie auch Adel­mo Ben­ni­ni, der, auf der Flucht vom Monte Sole, aus geringer Ent­fer­nung zuse­hen muss, ohne ein­greifen zu kön­nen, wie seine Fam­i­lie hingeschlachtet wird.»

Am Abend des 29. Sep­tem­ber liegen 550 Men­schen erschossen in den bren­nen­den Weil­ern und Gehöften am Monte Sole. Am 30. Sep­tem­ber wird das Tötung­sun­ternehmen fort­ge­set­zt, mit über 100 weit­eren Opfern. Tags darauf wird die SS-Ein­heit abge­zo­gen, sie wird drin­gend an der Front gebraucht. Das Mor­den hört aber nicht auf, bis zum 5.10. wer­den noch über 100 weit­ere Per­so­n­en getötet.

Die his­torische Forschung geht, gestützt nicht nur auf offizielle Wehrma­cht­squellen, son­dern auch auf Berichte Über­leben­der und auf Aus­sagen einzel­ner Wehrma­chts- und Waf­fen-SS-Ange­höriger, seit gut 20 Jahren davon aus, dass das Mas­sak­er am Monte Sole etwa 770 ital­ienis­che Opfer forderte, darunter 216 Kinder, 142 über Sechzigjährige und 316 Frauen, auch fünf Priester waren unter den Toten. Cir­ca 20 Par­ti­sa­nen, darunter auch Mario Musole­si, wur­den getötet, sieben deutsche Sol­dat­en der Waf­fen-SS kamen ums Leben.

Car­lo Gen­tile resümiert: «Es war die höch­ste Zahl an Opfern, die jemals im beset­zten Ital­ien bei einem der­ar­ti­gen Unternehmen fest­gestellt wor­den ist und ein­er der größten Mordexzesse im beset­zten Wes­teu­ropa über­haupt». Im Kon­text des Zweit­en Weltkrieges kön­nen diese Mord­tat­en und Zer­störun­gen als Ergeb­nis ein­er Bar­barisierung der Kriegs­führung ver­standen wer­den, wie sie 1941 mit dem Eroberungs- und Ver­nich­tungskrieg gegen die Sow­je­tu­nion begann und von der Wehrma­chts­führung auf den Par­ti­sa­nenkrieg in Griechen­land, Jugoslaw­ien und schließlich Ital­ien über­tra­gen wurde.

Wegen ihrer Ver­ant­wor­tung für die in Ital­ien began­genen Kriegsver­brechen verurteil­ten britis­che Mil­itärg­erichte im Jahr 1947 Gen­er­alfeld­marschall Albert Kessel­ring, den Ober­be­fehlshaber der Wehrma­cht in Ital­ien, und Gen­er­alleut­nant Max Simon, den Kom­man­deur der für das Mas­sak­er am Monte Sole hauptver­ant­wortlichen. SS-Panz­er­grenadier­di­vi­sion, zum Tode. Bei­de wur­den bald beg­nadigt und aus der Haft ent­lassen: Kessel­ring im Juli 1952, Simon zwei Jahre später.

Der für die Aus­führung des Mas­sak­ers am Monte Sole zuständi­ge SS-Major Wal­ter Red­er wurde 1951 von einem ital­ienis­chen Mil­itärg­ericht mit lebenslanger Haft bestraft und 1985 aus dem Mil­itärge­fäng­nis ent­lassen. Nach der Verurteilung Red­ers erlahmte in Ital­ien im Zuge des Kalten Krieges das Inter­esse an der Aufk­lärung und strafrechtlichen Ver­fol­gung nation­al­sozial­is­tis­ch­er und faschis­tis­ch­er Kriegsver­brechen, und in der Bun­desre­pub­lik prägte in den 50er und 60er Jahren der «große Frieden mit den Tätern» das gesellschaftliche und poli­tis­che Klima.

Diese Igno­ranz gegenüber den deutschen Kriegsver­brechen in Ital­ien scheint erst in den 1990er Jahren von ein­er ver­ant­wor­tungsvolleren Hal­tung zurückge­drängt wor­den zu sein, als die Ergeb­nisse wis­senschaftlich­er Unter­suchun­gen deutsch­er His­torik­er wie Ger­hard Schreiber, Lutz Klinkham­mer und Friedrich Andrae nicht mehr über­gan­gen wer­den kon­nten und die in vie­len Städten gezeigte Ausstel­lung zu den Ver­brechen der Wehrma­cht im Osten für Auf­se­hen sorgte. Auch die engagierte, auf inten­sive Recherchen gestützte Berichter­stat­tung von Chris­tiane Kohl zu dieser The­matik ist in diesem Zusam­men­hang zu erwäh­nen und die 1992 geschlossene Part­ner­schaft zwis­chen der Region Emil­ia-Romagna und dem Land Hes­sen. Sie bildete die Grund­lage für die Beteili­gung Hes­sens an der von der Gemeinde Marz­abot­to ins Leben gerufe­nen Stiftung Friedenss­chule Monte Sole, die seit 2003 neben der his­torischen Aufk­lärung über das Mas­sak­er von 1944 in der Friedenserziehung junger Men­schen einen Schw­er­punkt ihrer Arbeit sieht.

Aus­druck des verän­derten Umgangs mit den deutschen Kriegsver­brechen in Ital­ien war auch die Entschei­dung des dama­li­gen Bun­de­spräsi­den­ten Johannes Rau, bei seinem Staats­be­such in Ital­ien am 17. April 2002 zusam­men mit dem dama­li­gen ital­ienis­chen Staat­spräsi­den­ten Car­lo Azeglio Ciampi als erstes deutsches Staat­sober­haupt Monte Sole zu besuchen. Rau sagte in sein­er Ansprache an der Ruine der Kirche von Casaglia: «Es ist schw­er, an diesem Ort und vor Ihnen Worte zu find­en, die dem Unge­heuren gerecht wer­den, das mit Worten kaum zu fassen ist. Ich denke an die Kinder und Müt­ter, an die Frauen und an die ganzen Fam­i­lien, die an diesem Tag Opfer des Mor­dens gewor­den sind, und es ergreifen mich Trauer und Scham. Ich verneige mich vor den Toten.» Er betonte, dass per­sön­liche Schuld zwar nur die Täter trü­gen, sich die kom­menden Gen­er­a­tio­nen aber mit den Fol­gen dieser Schuld auseinan­der­set­zen müssten.

2008 vere­in­barten Ital­ien und Deutsch­land, eine deutsch-ital­ienis­che His­torik­erkom­mis­sion einzuset­zen, die die deutsche Besatzung unter­suchen sollte. 2012 wurde der sehr instruk­tive Bericht vorgelegt. Als ein Ergeb­nis der Arbeit dieser Kom­mis­sion ist im Jahr 2016 in dem Doku­men­ta­tion­szen­trum NS-Zwangsar­beit in Berlin-Schönewei­de als Ort der Erin­nerung eine Dauer­ausstel­lung mit einem sehr infor­ma­tiv­en Kat­a­log eröffnet wor­den, die das Schick­sal der ital­ienis­chen Mil­itärin­ternierten würdigt. Auch wurde ein deutsch-ital­ienis­ch­er Zukun­fts­fonds zur Finanzierung von Erin­nerung­spro­jek­ten eingerichtet.

Strafrechtliche Ermit­tlun­gen wegen des Mas­sak­ers von Monte Sole wur­den in dieser Zeit sowohl in Ital­ien als auch in Deutsch­land aufgenom­men. Die Staat­san­waltschaft München stellte ein 2002 ein­geleit­etes Ermit­tlungsver­fahren wegen Mordes gegen einen SS-Ange­höri­gen im Jahr 2006 ein. Es gebe keinen hin­re­ichen­den Tatver­dacht. Ein ital­ienis­ches Mil­itärg­ericht verurteilte ein Jahr später zwar zehn ehe­ma­lige Ange­hörige der 16. SS-Panz­er­grenadier­di­vi­sion wegen der Morde in Monte Sole in Abwe­sen­heit zu lebenslanger Haft. Die Verurteil­ten braucht­en diese Strafen aber nicht zu ver­büßen, sie lebten in Deutsch­land und wur­den als deutsche Staats­bürg­er nicht an Ital­ien ausgeliefert.

So kann das Mas­sak­er von Monte Sole auch als Bestandteil der dur­chaus ambiva­len­ten Beziehung zwis­chen Deutsch­land und Ital­ien ver­standen wer­den. Denn neben der Tra­di­tion der Bewun­derung und Ide­al­isierung Ital­iens gab und gibt es auch eine Tra­di­tion anti­ital­ienis­ch­er Vorurteile, Klis­chees und Ressen­ti­ments. Diese waren – je nach Kon­text – mal stärk­er, mal schwäch­er, mal ganz mas­siv und offen: so 1943–45 in der Rede von den ital­ienis­chen Ver­rätern, den «Badoglios» – oft mit dem Zusatz eines schimpfwörtlich gebraucht­en Tier­na­mens – oder eher unter­gründig, aber doch weit ver­bre­it­et in belei­di­gen­den Beze­ich­nun­gen der ital­ienis­chen «Gas­tar­beit­er»

Sicher­lich hat es dies­bezüglich im Prozess der europäis­chen Inte­gra­tion pos­i­tive Verän­derun­gen gegeben, auch durch Ini­tia­tiv­en wie die Unter­stützung der Friedenss­chule Monte Sole durch das Land Hessen.

Im Zuge der Banken- und Eurokrise seit 2008 war aber ein Wieder­au­fleben alter Gespen­ster bzw. Stereo­typen von den Län­dern Südeu­ropas zu reg­istri­eren, vor allem auf Griechen­land bezo­gen, aber auch auf Ital­ien, wo die deutsche Poli­tik gegenüber diesen Län­dern oft wenig Empathie bewies, was wiederum dort zu ein­er Reak­tivierung tra­di­tioneller Vorurteile gegenüber den Deutschen führte.

Zwei poli­tis­che Gesten machen dies­bezüglich ein wenig Hoff­nung auf mehr Empathie und Respekt in den deutsch-ital­ienis­chen Beziehun­gen: im Sep­tem­ber 2018 der Besuch von Außen­min­is­ter Heiko Maas in Marz­abot­to am Jahrestag des Mas­sak­ers und am 25. August 2019 der Besuch des Bun­de­spräsi­den­ten Frank-Wal­ter Stein­meier – zusam­men mit seinem ital­ienis­chen Amt­skol­le­gen Ser­gio Mattarel­la – in Fiviz­zano, einem Monte Sole ver­gle­ich­baren Ort im Nor­den der Toskana, anlässlich des 75. Jahrestages des dor­ti­gen Massakers.

Mit diesem Appell an die Men­schen in Deutsch­land und Ital­ien been­dete Bun­de­spräsi­dent Stein­meier seine Rede:

«Unser gemein­sames Europa grün­det auf einem Ver­sprechen: nie wieder ent­fes­sel­ter Nation­al­is­mus, nie wieder Krieg auf unserem Kon­ti­nent, nie wieder Ras­sis­mus, Het­ze und Gewalt! Daran müssen wir uns erin­nern in Zeit­en, in denen das Gift des Nation­al­is­mus wieder ein­sick­ert in Europa. Und wir müssen stre­it­en für Frei­heit und Demokratie, für Men­schen­rechte und Men­schlichkeit, für unser vere­intes Europa – heute vielle­icht sog­ar stärk­er als zuvor.
Das schulden wir den Opfern (…), den Über­leben­den und ihren Nachfahren.»